Familienfreundlichkeit im Betrieb, was kann das sein? Diese Frage wurde bei der Januarveranstaltung „Erfolgreich am Markt“ in seinen verschiedensten Facetten beantwortet. Frauke Kaiser, seit 25 Jahren bei der Firma Büfa in Oldenburg, hatte eine ganze Palette an Beispielen parat, die sie dem Publikum in unserer Hauptfiliale in Brake präsentierte.
Da es sich bei jedem Mitarbeiter um eine „Einzelfallentscheidung“ handelt, ermunterte die betriebliche Familienkoordinatorin mit über zehnjähriger Erfahrung Maßnahmen „immer auszuprobieren und zu gucken, weil man erst dann weiß, ob es klappt“. Seit 2005 wird in dem Unternehmen mit rund 500 Mitarbeitern Familienfreundlichkeit praktiziert und zwar immer mit der Prämisse „die Lösung muss wirtschaftlich und vertretbar sein“ und damit fährt der Betrieb offenkundig sehr erfolgreich.
Gestartet wurde mit den Themen Wiedereingliederung nach Elternzeit, Kinderbetreuung unter drei Jahren sowie flexible Arbeitszeit. Maßgeblich dabei waren die Bedarfe der Mitarbeiter, die dafür befragt worden waren. Im Ergebnis wurde vor zehn Jahren eine Großtagespflegeeinrichtung direkt im Unternehmen geschaffen, die „Büfa-Minis“, wo zehn Kinder im Alter zwischen sechs Monate bis zum Kindergartenalter täglich betreut werden können. Bilanz: Zu 100 Prozent konnte jeder Wunsch nach Rückkehr an den Arbeitsplatz erfüllt und letztlich der Arbeitnehmer im Betrieb gehalten werden.
Neben der verlässlichen Kinderbetreuung ist es heute zunehmend die Pflege von Angehörigen, die die Unterstützung aus dem Betrieb erfordert. Konkrete Begleitung erhalten die Beschäftigen zum Beispiel durch geförderte und damit kostenlose Beratungsleistung oder einen Pflegefond, der Ausfallzeiten finanziell abfedert. „Wir erfahren dadurch eine große Wertschätzung durch die Mitarbeiter“, weiß Frauke Kaiser zu berichten. Der offene und geregelte Umgang mit persönlichen Herausforderungen schaffe ein gutes Arbeitsklima, das sich für alle Beteiligten auszahle. „Bei Büfa soll es den Menschen gut gehen, denn wenn ihr Kopf frei ist, können sie sich viel mehr auf die Arbeit einlassen“, zeigt die Erfahrung.
Die familienfreundlichen Maßnahmen haben aber nicht nur ihren konkreten Nutzen im Bedarfsfall für die Mitarbeiter, zudem erhalten diese Angebote wachsende Bedeutung bei Bewerbungsgesprächen. Kaiser: „Familienfreundlichkeit wird nachgefragt und gehört zum Employerbranding. Die Angebote helfen uns Bewerber für uns zu gewinnen“.
Damit Familienfreundlichkeit im Unternehmen auch in der Wesermarsch gelingen kann, stellte Raphaela Gerdes-Schmidt die Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft den Gästen vor. Seit einem Jahr ist diese Einrichtung als ergänzende Abteilung innerhalb der Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH aktiv. Einerseits erhalten hier Frauen Beratungen und Weiterbildungsangebote zum Wiedereinstieg ins Erwerbsleben. Andererseits gehört es zur Zielsetzung einen Verbund auf die Beine zu stellen, in dem sich Unternehmen gemeinsam dem Thema Familienfreundlichkeit stellen. Das kostenlose Angebot wendet sich an alle interessierten Frauen, auch bei Karrierefragen und der Neuorientierung im Beruf. Bei den Unternehmen sind es vor allem kleine und mittlere Betriebe, die man über eine Verbundlösung ansprechen möchte, Maßnahmen zu ergreifen und Erfahrungen zu teilen.